Die Eigenleistung – selbst was machen, damit die Baufinanzierung billiger wird

HausbauHohes Einsparpotential bringen Eigenleistungen mit. Dahinter verbergen sich Leistungen, die der Bauherr selbst ausführt. Eine gewisse Eigenleistung bringt eigentlich jeder ein und sei es nur das Tapezieren der Wände.

Leider überschätzen aber viele Menschen ihr handwerkliches Können und vor allem die ihnen zur Verfügung stehende Zeit. Im Endeffekt werden doch Handwerker beauftragt. Im schlimmsten Falle reicht das für die Baufinanzierung bereits gewährte Darlehen dafür nicht mehr aus und es muss eine teure Nachfinanzierung vorgenommen werden.

Sein eigenes Leistungsvermögen realistisch einschätzen

Vor Baubeginn sind die Meisten überaus euphorisch. Sie wollen sozusagen „Bäume ausreißen“ und präsentieren eine ganze Reihe von Arbeiten, die sie in Eigenleistung erbringen wollen. Natürlich lässt sich so eine Menge Geld sparen, das klappt aber nur, wenn alle selbst übernommenen Arbeiten frist- und fachgerecht ausgeführt werden.

Bei Ihrer Zeitplanung sollten Sie berücksichtigen, dass ein Profi in der Regel wesentlich schneller arbeitet. Für einen realistischen Wert gehen Sie am besten davon aus, dass Sie etwa zwei Drittel der Arbeit in der Zeit schaffen, in der ein Profi die Arbeit fertigstellt.

Das können Sie selbst übernehmen

Es gibt Arbeiten, die können als typische Eigenleistungen am Bau bezeichnet werden. Dazu gehören beispielsweise

  • Die Gestaltung des Außenbereichs
  • Das Tapezieren
  • Das Verlegen der Bodenbeläge
  • Der Einbau der Zimmertüren
  • Der Dämmung der Dachschrägen

Je nach auszuführender Arbeit können Beträge von bis zu mehreren tausend Euro gespart werden. Vergessen Sie dennoch nicht den Zeitaufwand dafür! Um gewisse Dinge im Außenbereich können Sie sich auch noch kümmern, wenn Sie eingezogen sind. Alles andere sollte bis zum Einzug fertig sein. Unverzichtbar sind das Tapezieren und das Verlegen der Bodenbeläge.

Diese beiden Arbeiten müssen unbedingt vor dem Einzug fertiggestellt werden. Ohne Türen lässt es sich eventuell ein paar Tage leben. Die Dämmung sollte ebenfalls vor dem Einzug eingebracht werden. Nachfolgend noch ein kleines Rechenbeispiel, das Ihnen einen ungefähren Anhaltspunkt für den einzuplanenden Zeitaufwand gibt.

Als Objekt wird von einem Haus mit 140 qm Wohnfläche ausgegangen.

  • Anlegen des Gartens – 30 bis 45 Arbeitsstunden
  • Tapezieren – 125 bis 190 Arbeitsstunden
  • Verlegen der Bodenbeläge – 40 bis 90 Arbeitsstunden
  • Zimmertüren einbauen – bis zu 20 Arbeitsstunden

Wie viel durch die Übernahme dieser Arbeiten an Kosten eingespart wird, lässt sich nicht konkret sagen. Es gibt große regionale Unterschiede, was die Abrechnung von Handwerkerleistungen betrifft.

Die Sache mit der Selbstüberschätzung

eigenleistung-beim-renovierenVerzögerungen sind bei einem Bauvorhaben alltäglich. Zwar wird es hoffentlich nicht so extrem werde wie beim Berliner Flughafen oder der Hamburger Elbphilharmonie, aber ohne gewisse Komplikationen wird ein Hausbau oder Ausbau nicht ablaufen. Natürlich werden Sie jetzt sagen, dass, was ich selber mache, wird zu 100 Prozent korrekt und ohne Zeitverzug umgesetzt, allerdings sind wir da wieder bei der eingangs erwähnten Selbstüberschätzung.

Besondere Vorsicht gilt bei Arbeiten, die man selbst noch nie gemacht hat und die bei einer unkorrekten Ausführung Konsequenzen für das gesamte Bauobjekt nach sich ziehen. Als Beispiel sei die Dämmung des Daches genannt. Wird hier nicht richtig gearbeitet, sind höhere Heizkosten über Jahre hinweg die Folge. Die durch die Eigenleistung getätigten Einsparungen sind schnell dahin und irgendwann legen Sie drauf. Vielleicht ist es sogar notwendig, einen Profi für die Nachbesserung der selbst ausgeführten Arbeiten heranzuziehen. Dann wird es teuer.

Finger weg von Gas, Wasser und Strom

Auch wenn es Sie vielleicht reizt: Lassen Sie bitte die Elektro-, Gas- und Wasserinstallationen vom Fachmann ausführen! Es sei denn, Sie verfügen selbst über die notwendigen fachlichen Qualifikationen. Findet sich im Verwandten- oder Bekanntenkreis eine entsprechend qualifizierte Person, kann auch diese die Arbeiten für Sie erledigen. Eventuell können Sie dadurch an Kosten einsparen, jedoch sollten Sie aus Gewährleistungsgründen alles „offiziell laufen lassen“.

Prinzipiell wird sich die Bauzeit durch Eigenleistungen verlängern, da Profis nun einmal schneller als Laien arbeiten. Auch sollten Sie eventuelle Nacharbeiten einkalkulieren. Sie führen ebenfalls zu einer Verzögerung.

Das Material – wer hier spart, zahlt schnell drauf

Häufig möchte der Bauherr bei der Eigenleistung ebenfalls durch die Verwendung von anderem Material sparen. Aber Achtung: Wer zu ungeeigneten oder minderwertigen Baustoffen greift, zahlt fast immer drauf. Das kann sofort sein, weil sich die Stoffe erst gar nicht zum Verbauen eignen, oder später, wenn für viel Geld nachgebessert werden muss oder schon nach wenigen Jahren ein kompletter Austausch des Materials fällig wird.

Beim Material für die Eigenleistung sollten Sie außerdem einen höheren Verschnitt einplanen. Haben Sie derartige Arbeiten noch nie ausgeführt, kann es durchaus sein, dass Sie mehrere Anläufe benötigen, bis alles so ist, wie es sein soll. Privatpersonen profitieren zudem nicht von Rabatten, die Firmen gewährt werden. Manchmal ist außerdem noch die Anschaffung von teurem Spezialwerkzeug notwendig. Wie für den gesamten Hausbau gilt es also auch bei der Eigenleistung, genau zu kalkulieren und erst einmal nachzurechnen, ob Sie wirklich sparen.

Bauhelfer richtig absichern

Wer baut, kann sich in der Regel auf die Hilfe der Familie und von Freunden verlassen. Sie helfen natürlich gerne mit, den Traum vom Haus zu verwirklichen. Mithelfende Freunde und Verwandte sparen aber nicht nur Kosten, sie verursachen auch welche. Für alle Helfer sollte eine Unfallversicherung für Bauhelfer abgeschlossen werden. Sie ist eine Risikoversicherung für nicht gewerblich tätige Personen auf privaten Baustellen. Versichert sind zumeist der Bauherr selbst sowie dessen Familienangehörige und weitere private Helfer.

Angesichts der Tatsache, dass jährlich bis zu 400 Menschen als private Helfer auf Baustellen verunglücken, ist der Abschluss einer solchen Versicherung dringend zu empfehlen. Selbst Todesfälle sind in der Vergangenheit mehrfach vorgekommen. In der Regel wird der zu zahlende Versicherungsbeitrag in Abhängigkeit von den Arbeitsstunden berechnet. Es bestehen Unterschiede zwischen der Region und den Versicherungsgesellschaften. Mit Abschluss der Bauarbeiten erlischt die Bauhelferunfallversicherung. Des Weiteren sind Helfer bei der Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft (BG Bau) anzumelden. Dies ist auch notwendig, sollten jene unentgeltlich tätig sein.

Mit der Muskelhypothek das Eigenkapital aufstocken

Reicht das vorhandene Eigenkapital für eine Baufinanzierung nicht aus, kann eine sogenannte Muskelhypothek helfen. Dahinter verbirgt sich nichts weiter, als die Aufstockung des Eigenkapitals durch Eigenleistung. Bis zu 15 Prozent der gesamten Baufinanzierung dürfen durch Eigenleistung erbracht werden. Bedenken Sie allgemein bei Eigenleistungen: Auf selbst ausgeführte Arbeiten gibt es keine Gewährleistung! Wird gepfuscht, muss auf eigene Kosten nachgebessert werden.

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