Die Wahl der richtigen Zinsbindung

Für Bankkunden, die eine Baufinanzierung vereinbaren, ist die Wahl der Zinsbindung eine wichtige Entscheidung. Längere Zinsbindungszeiten bieten eine höhere Sicherheit, da Kreditnehmer so langfristig planen können. Wird die Zinsbindung hingegen kurzfristig vereinbart, genießen Kreditnehmer mehr Flexibilität.

Die Zinsbindung bei Baudarlehen

Beim Abschluss eines Baukredites vereinbaren Bank und Kunde nicht nur den Zins der Finanzierung, sondern auch die Zinsbindungsdauer. Während dieser Phase bleiben die vereinbarten Zinsen sowie die monatlichen Kreditraten konstant, was Kreditnehmern Planungssicherheit bietet. Allerdings muss beachtet werden, dass eine Kündigung des Kredites während der Zinsbindungszeit nicht möglich ist. Erst mit Ablauf der Zinsbindungszeit können Kreditnehmer ihr Darlehen kündigen und auf Wunsch zu einem anderen Kreditgeber wechseln. Lediglich dann, wenn Kreditnehmer mit ihrer Bank Sondertilgungsmöglichkeiten vereinbart haben, kann zwischenzeitlich ein größerer Betrag für die Rückzahlung genutzt werden. Sollte das finanzierte Objekt während dieser Zeit verkauft werden, muss der Kredit natürlich vorzeitig zurückgezahlt werden. In einem solchen Fall sind die Banken berechtigt, sich den entgangenen Gewinn vom Kunden in Form einer Vorfälligkeitsentschädigung ausgleichen zu lassen.

Die Prolongation am Ende der Zinsbindung

Zum Ende der Zinsbindung sind die meisten Darlehen dann noch nicht vollständig zurückgezahlt. Je nachdem, welche anfängliche Tilgung vereinbart wurde, müssen oft noch 40-60 Prozent der ursprünglichen Darlehenssumme weiter finanziert werden. Für diese Summe müssen nun mit der Bank neue Konditionen verhandelt werden. In der Regel stellt das Institut ca. sechs bis acht Wochen vor dem Ende der Zinsbindung ein Angebot zur Verfügung, wie mit dem Kredit weiter verfahren werden kann. Wie bereits beschrieben, ist es auf Wunsch aber auch möglich, den Kredit zu kündigen und zu einer anderen Bank zu wechseln. Dies ist besonders dann interessant, wenn andere Institute günstigere Konditionen bieten. Bei den hohen Summen einer Baufinanzierung kann sich bereits ein Zinsunterschied von 0,1-0,5 Prozent stark auswirken und zu Einsparungen von einigen hundert, wenn nicht gar einigen tausend Euro führen. Es ist daher wichtig, sich bereits einige Zeit vor dem Ende der Zinsbindung über die Konditionen am Markt zu informieren und einen Kreditvergleich durchzuführen.

Vorteile und Nachteile einer kurzen Zinsbindung

Kurze Zinsbindungszeiten von weniger als zehn Jahren haben den Vorteil, dass Kreditnehmer ihr Darlehen flexibel handhaben können. Da es während der Zinsbindungszeit nicht möglich ist, den Kredit vorzeitig zurückzuzahlen, sorgen kurze Zinsbindungszeiten dafür, dass schon nach wenigen Jahren ein Großteil des Kredites oder aber auch der Gesamtbetrag zurückgezahlt werden kann. Dies ist vor allem dann interessant, wenn Kreditnehmer einen größeren Geldbetrag erwarten, etwa aus dem Verkauf einer Immobilie. Um die Flexibilität weiter zu erhöhen, bieten sich auch Darlehen ganz ohne Zinsbindungsfrist an. Solche variabel verzinsten Kredite können jederzeit ganz oder teilweise zurückgezahlt werden. Allerdings besteht hier das Risiko von Zinsänderungen. Sollten die Marktzinsen steigen, würden sich auch die Konditionen für das variabel verzinste Darlehen ändern. Auch bei Darlehen mit kurzen Zinsbindungsfristen müssen Kreditnehmer mit sich ändernden Konditionen rechnen. Sollten die Zinssätze während der Zinsbindung steigen, bedeutet dies für Kreditnehmer unter Umständen eine höhere Darlehensbelastung.

Vorteile und Nachteile von kurzen Zinsbindungsfristen:

  • hohe Flexibilität durch kurzfristige Darlehensrückzahlung
  • Einbringung größerer Vermögenswerte zur schnellen Darlehenstilgung
  • hohes Zinsänderungsrisiko

Vorteile und Nachteile von langen Zinsbindungsfristen

Im Unterschied zu kurzen Zinsbindungsfristen haben lange Zinsbindungszeiten von zehn und mehr Jahren den Vorteil, dass Kreditnehmer langfristig mit den vereinbarten Konditionen rechnen können. Auch die monatliche Rate ändert sich während dieser Zeit nicht, sodass diese in der Haushaltsrechnung vollumfänglich berücksichtigt werden kann. Lange Zinsbindungszeiten sind vor allem für Menschen interessant, die ihr Darlehen schrittweise zurückzahlen und über die komplette Laufzeit finanzieren wollen. Durch die lange Zinslaufzeit reduziert sich zudem der noch offene Rückzahlungsbetrag, was das Risiko bei steigendem Zinsniveau deutlich reduziert. Schließlich müssen die höheren Zinsen dann für eine kleinere Summe aufgebracht werden. Zum Nachteil der langen Zinsbindungszeiten gehört jedoch die nur geringe Flexibilität. Kreditnehmer jedoch, die mit ihrer Bank Sondertilgungsrechte und ggf. auch Tilgungsänderungsoptionen vereinbaren, können ihr Darlehen ihren Wünschen und Bedürfnissen anpassen. Mit der Tilgungsänderungsoption lässt sich der aktuelle Tilgungsbeitrag für den Kredit und damit auch die Rate sowohl nach oben oder unten verändern.

Vorteile und Nachteile langer Zinsbindungsfristen:

  • geringe Flexibilität durch fehlende Kündigungsmöglichkeiten
  • langfristige Planungssicherheit
  • geringes Zinsänderungsrisiko

Welche Zinsbindungsfrist wann sinnvoll ist

Grundsätzlich gilt, dass Kreditnehmer während einer Niedrigzinsphase möglichst lange Zinsbindungsfristen wählen sollten. Schließlich kann man sich die Konditionen so über viel Jahre hinweg sichern. Eine zehnjährige Zinsbindung gehört in dieser Phase zum Minimum. Deutlich besser sind Zinsbindungsfristen von 15, 20 oder gar 30 Jahren, da so das Risiko von Zinsänderungen nahezu vollständig vernachlässigt werden kann. Zwar werden für längere Zinsbindungszeiten oft leicht höhere Zinssätze berechnet, dieser geringe Aufschlag kann jedoch als eine Art Versicherung angesehen werden, der gegen Zinssteigerungen schützt. Kürzere Zinsbindungsfristen eignen sich hingegen dann, wenn aktuell sehr hohe Zinsen berechnet werden und Kreditnehmer davon ausgehen, dass das Zinsniveau in Kürze sinken wird. Dann ist es nämlich bereits nach wenigen Jahren möglich, das aktuelle Darlehen umzuschulden und von den gesunkenen Zinssätzen zu profitieren. Vor der Entscheidung für eine Zinsbindung ist es daher sinnvoll, das aktuelle Zinsniveau und dessen voraussichtliche Entwicklung zu überprüfen und als Entscheidungsgrundlage zu nutzen.

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