ZINSEN FÜR BAUFINANZIERUNGEN SINKEN WEITER

Die Zinsen für eine Baufinanzierung werden auf Basis verschiedener Faktoren berechnet. Grundlage ist jedoch in jedem Fall das aktuelle Zinsniveau, das sich maßgeblich am Leitzins der Europäischen Zentralbank orientiert. Mit einem Leitzins von 0,05 Prozent befindet sich dieser auf einem historischen Tief, gleichzeitig pumpt die EZB durch den Ankauf von Anleihen stetig weiteres Kapital in die Märkte. Kreditnehmer können sich freuen, denn Baufinanzierungen mit einer Zinsfestschreibung von zehn Jahren sind mittlerweile für weniger als 1,5 Prozent zu haben. Von diesen niedrigen Zinsen profitieren jedoch nicht alle Kunden, denn sie werden nur dann vergeben, wenn eine einwandfreie Bonität sowie eine vollständige Darlehensabsicherung vorhanden sind.

1. Hintergründe für die Entwicklung des Zinsniveaus
2. Warum nicht alle Kunden die niedrigen Werbezinsen erhalten
3. Wie Kreditnehmer von günstigen Zinsen profitieren

Hintergründe für die Entwicklung des Zinsniveaus

Damit die Konjunktur in Europa angekurbelt wird und gleichzeitig das niedrige Inflationsniveau ansteigt, hat sich die Europäische Zentralbank im September 2014 entschieden, den Leitzins auf nur noch 0,05 Prozent zu senken. Die Banken haben seither die Möglichkeit, Geld quasi zum Nulltarif von der EZB zu leihen, um dieses wiederum als Kredite an ihre Kunden weiterzugeben. Die Folge sind günstige Zinskonditionen, die für Unternehmenskredite ebenso gelten wie für Baufinanzierungen. Da die Inflation weiterhin auf einem extrem niedrigen Niveau liegt und auch die Konjunkturdaten insbesondere in Südeuropa noch nicht den Vorstellungen von EZB-Präsident Draghi entsprechen, wird die Zentralbank nun forderungsbesicherte Wertpapiere ankaufen. Hiermit wird neues Kapital in die Märkte gepumpt, das möglichst als Kredite weitergegeben wird. Durch das immense Geldangebot sinken die Zinsen weiter und bescheren Kreditnehmern optimale Finanzierungen. Mussten noch im März 2014 für ein Darlehen mit zehnjähriger Zinsbindung rund 2,5 Prozent bezahlt werden, sind die Kredite mittlerweile für 1,5 Prozent zu haben. Neben dem niedrigen Zinsniveau spielt natürlich auch der Konkurrenzkampf der Banken untereinander eine wichtige Rolle, denn sie werben mit Niedrigzinsen um die Gunst neuer Kunden. Sobald jedoch die Inflation ansteigt und auch in ganz Europa neue Konjunkturimpulse gesetzt werden können, wird die EZB vermutlich die Leitzinsen erhöhen. Spätestens zu diesem Zeitpunkt muss demnach wieder mit steigenden Zinskonditionen gerechnet werden. Zwar kann aktuell noch nicht ermittelt werden, wann die Zinsen wieder steigen, Experten gehen jedoch davon aus, dass dies bereits Ende 2015 bzw. Mitte 2016 der Fall sein könnte.

Warum nicht alle Kunden die niedrigen Werbezinsen erhalten

Obwohl das Zinsniveau derzeit allgemein niedrig ist, sollten Kreditsuchende beim Blick auf die aktuellen Zinskonditionen vorsichtig sein und diese genau prüfen. Die Werbekonditionen sind in den meisten Fällen ab-Konditionen und geben lediglich den günstigsten Zins an. Dieser wird jedoch nur dann gewährt, wenn Kreditnehmer eine einwandfreie Bonität nachweisen und gleichzeitig die Mindestkreditsumme wählen. Bei vielen Banken gilt der Werbezins nur für Darlehen von 100.000 – 200.000 Euro sowie bei einer Beleihung von maximal 50 Prozent. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von erstrangigen Darlehen. Die Beleihung von 50 Prozent ist dann erreicht, wenn der Darlehensbetrag maximal 50 Prozent des von der Bank ermittelten Objektwertes beträgt. Hier ein Beispiel:

Objektwert 200.000 Euro
50 Prozent 100.000 Euro
Erstrangiges Darlehen 100.000 Euro

Objektwert 100.000 Euro
50 Prozent 50.000 Euro
Erstrangiges Darlehen 50.000 Euro

Gleichzeitig muss natürlich eine einwandfreie Bonität nachgewiesen werden. Hierfür gibt es zwar keine pauschalen Angaben, aber Menschen mit einem hohen Einkommen, einem hohen Haushaltsüberschuss und einer geringen Verschuldung werden hinsichtlich ihrer Bonität positiv bewertet. Sollte eine der Voraussetzungen nicht erfüllt sein, werden die Banken die Kreditzinsen entsprechend des Kreditausfallrisikos anpassen. Die Höhe der Anpassung ist individuell und kann nur 0,1 Prozent, aber auch mehrere Prozentpunkte betragen.

Wie Kreditnehmer von günstigen Zinsen profitieren

Grundsätzlich kann jede Bank die Zinsen, die sie ihren Kunden in Rechnung stellt, individuell ermitteln. Grundlage ist natürlich das allgemeine Zinsniveau, daneben können aber auch geschäftspolitische Faktoren eine Rolle spielen. So bieten etwa Banken, die auf der Jagd nach neuen Kunden sind, häufig sehr günstige Baufinanzierungszinsen. Gleiches gilt für Direktbanken, die ihre Darlehen durch fehlende Filialen und eine geringere Mitarbeiterzahl oft ebenfalls entsprechend niedrig anbieten können. Kreditnehmer sollten daher in jedem Fall die Angebote der Banken vergleichen – und sich dabei nicht ausschließlich auf die Angaben im Internet verlassen. Ein individuelles Angebot auf Basis einer Selbstauskunft und einer Objektbewertung ist enorm wichtig. Nur hiermit lässt sich ermitteln, welcher Kredit wirklich günstig ist. Neben dem Zinsvergleich ist es ebenfalls wichtig, die Kredite langfristig zu planen. In vielen Fällen entscheiden sich Kreditnehmer aufgrund der leicht niedrigeren Konditionen für Darlehen mit zehnjähriger Zinsbindung. Nach Ablauf von zehn Jahren müssen die Konditionen hier jedoch neu vereinbart werden. Sind die Zinsen bis dahin gestiegen, wovon aktuell auszugehen ist, kann dies teuer werden. Es lohnt sich daher in den meisten Fällen, heute etwas tiefer in die Tasche zugreifen und Darlehen mit einer Zinsbindung von 15 oder 20 Jahren zu wählen. So können Kreditnehmer das heute niedrige Zinsniveau langfristig sichern und das mögliche Zinsänderungsrisiko weitgehend ausschließen.

n/a